Im alten Duisburg

Der Stadtplan von 1566

Im März des Jahres 1566 legt Johannes Corputius, ein Schüler von Gerhard Mercator, dem Duisburger Rat eine gedruckte Ansicht der Stadt vor, an der er lange gearbeitet hat. Die Ratsherren nehmen das repräsentative Geschenk dankend an, lassen es rahmen und aufhängen, geben jedoch keine weiteren Pläne in Auftrag. Vermutlich ist das Portrait links ein Selfie des jungen Corputius, mit dem er sich auf dem Plan verewigt hat.
Der obige Kupferstich von vier Platten ist nicht nur die schönste Ansicht des alten Duisburg, sondern auch eine sehr exakte, bestens vermessene Karte der Stadt zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Viele Details des damaligen Lebens lassen sich beim Betrachten des Plans entdecken - für Archäologen und Städtepläner ist das Werk von Mercators Schüler noch heute von großem Wert.
Im Zweiten Weltkrieg ist das einzig bekannte kolorierte Exemplar verschollen, glücklicherweise existieren aber noch Fotos von der farbigen Darstellung mit einem ausführlichen Textfeld darunter. Das letzte erhaltene Original, in Schwarzweiß und ohne Textteil, ist in der Schatzkammer des Stadtmuseums zu besichtigen.

Von den Kirchtürmen herunter -
Die Vermessung des Johannes Corputius

Der Student Johannes Corputius aus Breda lernt bei Gerhard Mercator, wie man Vermessungen durchführt und die Instrumente dafür eigenhändig baut. Er erfährt, wie man Karten zeichnet, sie in Kupfer sticht, druckt und koloriert. Ausgestattet mit diesem Wissen, steigt der junge Student 1562 auf den Turm der Salvatorkirche und vermisst von oben fleißig alle hohen Wohnhäuser, Kirchen und Stadttore Duisburgs, auch die Windmühle lässt er nicht aus. Dann peilt er vom Turmfenster der Marienkirche aus dieselben Punkte an. Alle Messungen notierte er sorgfältig auf Papiere, die heute in der Universitätsbibliothek von Heidelberg aufbewahrt werden. Wahrscheinlich läuft Corputius anschließend die wichtigen Gebäuden zu Fuß ab, um sie optisch möglichst genau wiedergeben zu können. Der Stadtplan von Duisburg, den er 1566 in Mercators Werkstatt vollendet, kann als seine sehr gelungene Abschlussarbeit angesehen werden.
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